Drei Uhr morgens… Überstunden fürs Gehirn

Ich liege seit Wochen nachts wach. Fast pünktlich um drei Uhr.

Instagram, New York Times, Facebook, Die ZEIT, E-Mails, Beruhigungs-Apps, ich kenne sie inzwischen alle auswendig. Sogar einen TikTok-Account habe ich mir zugelegt. Unter einem Synonym versteht sich.
Mein Mann brummelt im Schlaf oder schnarcht, draußen bellt ein Hund oder der Rettungswagen fährt ins nahegelegene Uniklinikum. Kein Geräusch ist mir fremd, kein Geruch, der durchs offene Fenster dringt, bleibt unbemerkt.

Anfangs dachte ich, vielleicht liegt es an dem Glas Rotwein vom Vorabend. Oder an den Gummibärchen, dem Zuckerkonsum, vielleicht am falschen Zeitpunkt fürs Joggen. Vielleicht sollte ich lieber morgens laufen, das macht mich nicht abends wach.

Aber irgendwann wurde klar: Es liegt nicht am Rotwein, nicht am Zucker, nicht am Joggen. Es ist mein Gehirn, das nicht mehr schlafen will. Zwischen drei und vier Uhr morgens scheint es besonders produktiv. Es schreibt To-do-Listen, diskutiert Entscheidungen, überlegt, ob man das Leben vielleicht doch anders hätte planen sollen. Und gegen sieben Uhr erscheint zwar alles wieder halb so dramatisch, aber mein Körper ist müde und erschöpft.

Schlafstörungen gehören zu den häufigsten Begleiterscheinungen der Wechseljahre. Schwankende Östrogen- und sinkende Progesteronspiegel beeinflussen den Schlaf auf mehreren Ebenen, über Temperaturregulation, Stimmung und das Zusammenspiel mit dem körpereigenen Tag-Nacht-Rhythmus. Der Melatoninspiegel sinkt mit zunehmendem Alter zusätzlich, was den Schlaf oft leichter und störanfälliger macht. Hinzu kommt, dass in den frühen Morgenstunden der Cortisolspiegel steigt, genau dann, wenn der Körper eigentlich abschalten möchte. Kein Wunder also, dass der Kopf plötzlich auf „Analysemodus“ steht.

Natürlich ist Schlaflosigkeit nicht immer nur hormonell bedingt. Auch Stress, Überlastung oder unregelmäßige Tagesrhythmen können eine Rolle spielen. Die meisten Frauen erleben eine Mischung aus beidem, körperliche und psychische Faktoren, die sich gegenseitig beeinflussen und verstärken.

Deshalb lohnt sich ein genauer Blick! Wer dauerhaft schlecht schläft, sollte das medizinisch abklären lassen. Schlafhygiene, Hormonstatus, Schilddrüse, Eisenmangel und vieles mehr kann beteiligt sein, manches überrascht.

Hilfreich ist oft eine Kombination aus Wissen und Pragmatismus. Weniger Bildschirmlicht am Abend, kein Koffein nach 16 Uhr, regelmäßige Bewegung, kleine Rituale, die das Nervensystem zur Ruhe bringen. Und manchmal auch eine ärztliche Beratung zu hormoneller Unterstützung, ganz individuell und nicht dogmatisch.

Schlaflosigkeit ist kein Versagen, sondern ein Symptom. Und manchmal der deutlichste Hinweis darauf, dass Körper und Alltag nicht mehr im gleichen Takt laufen.

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Wechseljahre – mehr als Hormone?